Orgeln in Wien

 

 

Günter Lade

Orgeln in Wien

Buch in deutscher Sprache, 1990

 

Ganzleinen, Schutzumschlag, 21 x 28 cm
296 Seiten, 268 Abbildungen
ISBN 3-9500017-0-0

jetzt ermäßigt ; € 27,90 ( statt € 45,40 ) + Versand

 

 

Die Wiener Orgelgeschichte mit Darstellung der verschiedenen Instrumententypen in Geschichte und Gegenwart sowie 77 ausführlichen Beschreibungen bestehender Orgeln und ihrer Vorgängerinstrumente. Mit dieser umfassenden Dokumentation besitzen Sie alle wichtigen Daten zur Wiener Orgellandschaft, einen praktischen Reiseführer in eine mit den Namen von Mozart, Schubert, Bruckner oder Brahms eng verbundene Welt sowie ein Buch, das allein durch Ansehen der 268 Abbildungen von alten und neuen Orgelgehäusen, Spieltischen und anderen orgelbaulichen Details Freude bereitet.

 

Wertvolle Zeugnisse aller Epochen der Wiener Orgelbaukunst vom ältesten Instrument (1642) hinter dem Hochaltar der Franziskanerkirche bis zu den Neubauten unserer Zeit sind eine Entdeckung wert und ergeben das bunte und faszinierende Bild einer Orgellandschaft, die trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten mit dem süddeutschen Orgelstil selbständig zu werten ist und in diesem Buch erstmals eine umfassende Präsentation erfährt.

Bietet der erste Teil der Publikation eine zusammenfassende Einführung in die Wiener Orgelgeschichte, so werden im zweiten Teil 77 ausgewählte Instrumente chronologisch nach dem Alter ihrer Gehäuse vorgestellt. Die Daten zur Geschichte dieser Orgeln mit allen bekannten historischen sowie sämtlichen bestehenden Dispositionen entsprechen dem heutigen Stand der Forschung. Mit Informationen zu Prospekt, Spieltisch, Traktur, Windladen und Windversorgung sowie mit zahlreichen historischen und aktuellen Abbildungen von Prospekten, Spieltischen und weiteren orgelbaulichen Details erlaubt diese Publikation einen wertfreien Überblick über die Entwicklung und Ausprägung der Wiener Orgeln, deren Geschichte oft mit den Namen bedeutender Komponisten wie Johann Georg Albrechtsberger, Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart, Anton Bruckner, Franz Schmidt oder Anton Heiller verbunden ist.

Die bibliographischen und discographischen Angaben zu den einzelnen Instrumenten weisen auf leicht zugängliche Schriften bzw. Tonträger der Orgeln hin. Ein allgemeines Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Namenregister und zwei Stadtplanskizzen runden die Publikation ab, die sich mit ihren prägnanten Texten und zahlreichen Abbildungen sowohl an den interessierten Orgelliebhaber als auch an den Spezialisten wendet.

Auch wenn seit Erscheinen des Buches an manchen der beschriebenen Instrumente kleinere Veränderungen, Restaurierungen oder mitunter auch Neubauten ausgeführt wurden, ist diese Publikation mit ihrer faszinierenden Fülle an orgelgeschichtlichen Daten und Fotographien zur Wiener Orgelgeschichte nach wie vor überaus aktuell, eine ergänzende Darstellung zu Orgelbauten der jüngsten Vergangenheit ist geplant.

 


I N H A L T

 

Vorwort

Wiener Orgelgeschichte im Überblick

Einzeldarstellungen
(in chronologischer Reihenfolge nach dem Alter der Orgelgehäuse)

-  Franziskanerkirche (Wökherl 1642)

-  Stiftskirche Klosterneuburg (Freundt 1642, Rest: Kuhn 1990)   EL CD 013      EL CD 046

-  St. Michael (Sieber 1714, Rest: Ahrend 1987)

-  Mariabrunn (Sonnholz 1734, Molzer 1934)

-  Leopoldau (Hencke 1736, Hradetzky 1961)

-  St. Salvator am Wienerfeld (Dacci 1741, Rest: Hradetzky 1984)

-  St. Josef (anonym nach 1744)

-  Salvatorkapelle (anonym um 1750)

-  Malteserkirche (anonym um 1750, Pirchner 1950)

-  St. Peter (Sonnholz 1751, Kauffmann 1948)

-  Am Hof (anonym 1763, Seyberth 1849)

-  Mariahilferkirche (Hencke 1763, Kauffmann 1894)

-  Barmherzige Brüder (Hencke 1765, Kauffmann 1933)

-  Maria Geburt (Christoph 1769, Rest: Allgäuer 1983)

-  Lichtental (Panzner 1774, OÖ-Orgelbau 1984)

-  St. Jakob (anonym 1776, Walcker 1982)

-  Minoritenkirche (anonym 18. Jh., Christoph 1786)

-  St. Augustin (Hencke 1730/85, Rieger 1976)   EL CD 002   EL CD 005   EL CD 010

-  St. Laurentius (Chrismann 1788, Eppel 1966)

-  Rochuskapelle (Effinger 1794)

-  St. Rochus und Sebastian (Bohack 1799, Rieger-Jägerndorf 1913)

-  Dominikanerkirche (anonym 18. Jh., Rieger-Jägerndorf 1895)

-  Alservorstadt (anonym 18. Jh., Rieger 1984)

-  Paulanerkirche (anonym 18. Jh., Donabaum 1977)

-  Kalksburg (Pfliegler 1801)

-  Schottenkirche (Kober 1804, Molzer 1959)

-  Lutherische Stadtkirche (Deutschmann 1808, Walcker 1965)

-  St. Josef-Margareten (Deutschmann 1821, Hradetzky 1987)

-  Maria am Gestade (Deutschmann 1821, Mauracher 1912)

-  St. Anna (Ullmann 1848, Rest: Allgäuer 1980)

-  St. Oswald (Seyberth nach 1838)

-  St. Ulrich (Loyp 1842, Rest: Hradetzky 1979)

-  St. Karl (Seyberth 1847, Rest: Hradetzky 1989)

-  Gustav-Adolf-Kirche (Hesse 1848, Rest: Zölss 1979)

-  Maria Treu (Buckow 1858, Brauner 1895)

-  Altlerchenfeld (Hörbiger 1860, Eppel 1965)

-  Technisches Museum (Buckow 1862, Rest: Klebel 1979)

-  Krankenhaus (Hesse vor 1867)

-  St. Johann Nepomuk (Gehäuse um 1870, OÖ-Orgelbau 1990)

-  Musikverein (Ladegast 1872, Walcker 1968)

-  St. Brigitta (Steinmeyer 1873)

-  St. Othmar (Hesse 1873, Kauffmann 1931)

-  Mechitaristenkirche (Hesse 1874)

-  Maria vom Siege (Steinmeyer 1875)

-  Maria Loretto (Ullmann 1878)

-  Votivkirche (Eberhard Friedrich Walcker 1878)

-  Salesianerinnenkirche (Kauffmann 1890)

-  St. Michael (Mauracher 1898)

-  Reformierte Stadtkirche (Jahn 1901, Gollini 1974)

-  Votivkirche (Capek 1904)

-  St. Leopold (Swoboda 1910)

-  Konzerthaus (Rieger-Jägerndorf 1913, Rest: Rieger 1982)

-  Alt-Ottakring (Zika 1937)

-  St. Josef-­Floridsdorf (Molzer 1943)

-  Breitenfeld (Rieger 1954)

-  Dom St. Stephan (Kauffmann 1960)

-  Hofburgkapelle (Walcker 1962)

-  Konzerthaus (Hradetzky 1965)

-  St. Ursula (Hradetzky 1968)

-  Votivkirche (Eppel 1970)

-  Pötzleinsdorf (Klebel 1973)

-  St. Anna-Baumgarten (Rieger 1977)

-  St. Paul (Hradetzky 1978)

-  Franziskanerkirche (Rieger 1980)

-  Taborkirche (OÖ-Orgelbau 1980)

-  Servitenkirche (Hradetzky 1981)

-  Musikverein (Rieger 1982)

-  Marienkirche Hernals (Rieger 1983)

-  ORF (Schuke 1983)

-  Polenkirche (Rieger 1984)

-  Schloßkapelle Schönbrunn (Rieger 1984)

-  St. Elisabeth (Hradetzky 1985)

-  St. Augustin (Reil 1985)    EL CD 005   EL CD 010

-  St. Florian (Gollini 1985)

-  St. Gertrud (Rieger 1988)

-  Auferstehung Christi (Walcker 1989)

-  Familienkirche (Rieger 1989)

Quellen- und Literaturverzeichnis

Namensregister

Bildnachweis

Stadtplanskizzen

Inhaltsverzeichnis (alphabetisch und chronologisch)

 


 

Fotos zum anklicken :

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P R E S S E S T I M M E N

 

»Dieses Buch ist eine Augenweide. Kaum eine andere europäische Hauptstadt dürfte mehr historische Orgeln in ihren Kirchen beherbergen als die österreichische. Und nicht einmal Paris, das man in Orgeldingen ruhig »la capitale du monde« nennen darf, hat einen derartig reichen Schatz an nahezu unveränderten Orgeln aus der Barockzeit aufzuweisen wie Wien. Günter Lade stellt Wiens Orgeln in nüchtern dokumentarischer, darum höchst substanzieller und überaus attraktiver Weise vor. Auf eine knapp formulierte "Wiener Orgelgeschichte im Überblick" folgen 77 informative Einzeldarstellungen der interessantesten und wertvollsten Wiener Orgeln, angefangen von der 1642 von Hans Wökherl erbauten und heute arg restaurierungsbedürftigen Chororgel der Franziskanerkirche.

Die barocke Orgelszene Wiens ist besonders interessant. Sie bietet nicht nur manches kunsthistorische Unikum, so den wohl ältesten Orgelprospekt in gotisierenden Formen, den der Architekt Ferdinand Hohenberg von Hetzendorf 1784 für die Orgel der Minoritenkirche Maria Schnee entwarf Auch konstruktive Eigenbröteleien hat die Wiener Orgellandschaft zu bieten, so in St. Michael ein in den Spieltisch der 1714 erstellten Orgel auf engstem Raum eingebautes Continuo-Positiv.

Hochinteressant ist auch die Wiener Orgelgeschichte des 19. Jahrhunderts, nicht nur weil Carl Friedrich Buckow mit der Orgel der Piaristenkirche Maria Treu 1848 ein für den romantischen Orgelbau beispielgebendes Kolossalinstrument schuf und ein Orgelbauer von internationalem Rang wie Eberhard Friedrich Walcker aus Ludwigsburg 1887 in der Votivkirche ein Instrument symphonischen Stils baute. Aufregend ist der Wiener Orgelbau jener Epoche auch deshalb, weil sich hier deutsche, französische, böhmische Einflüsse mit italienischen kreuzen: Die 1848 von Carl Hesse aus Triest erbaute Orgel der Gustav-Adolf-Kirche ist eine Mischung des dunkeltönenden deutsch-romantischen und des sehr traditionsverhafteten klassisch-italienischen Orgeltyps mit vielen lichten Mixturklängen.

Lade vergisst nicht, den Orgelbau der 1920er und 1930er Jahre zu würdigen und beispielhafte Instrumente zu zeigen.

Bemerkenswerte Wiener Orgeln aus jüngster Zeit sind ebenfalls reichhaltig präsentiert: Neben konventionellen Stilkopien pseudobarocken Charakters findet sich darunter eine Reihe von klanglich und architektonisch sehr ausgefallenen Orgeln aus den letzten Jahren.

Von grossartiger Fülle ist das Bildmaterial. Namentlich die denkmalwürdigen Orgeln sind aus- und inwendig fotografiert, eine besondere Sehenswürdigkeit sind die vielen schönen Spieltische. Auch fehlen nicht Aufnahmen, die frühere Zustände der Instrumente oder konservatorische Befunde während der Restaurierungsarbeiten zeigen. So ist diese Dokumentation nicht zuletzt ein attraktives Bilder- und sogar eine Art orgelmusikalisches Reisebuch, das nach Wien lockt.«

Holger Brülls (Juni-Magazin für Kultur & Politik, 1991/2-3)

 

 

»Prägnante Biographien der einzelnen Orgeln, vollständige Dispositionsangaben, ausgezeichnete schwarz-weiß Fotos der Orgelprospekte und Spieltischanlagen, Discographie, Bibliographie, Kurzbeschreibung der Kirchen bzw. Konzertsäle, topographische Karten und eine kurze zusammenfassende Einführung in die Wiener Orgelgeschichte zeichnen diese Publikation aus. Besonders angenehm erscheint die völlig wertfreie Darstellung der Orgelszene in Wien, wobei auch weniger signifikante, aber eben typische Instrumente vorgestellt werden. Hierdurch erreicht diese Publikation einen hohen aktuellen, wie auch zeitlosen Wert ... «

Manfred Schwartz (Musik und Kirche, 1991/5)

 

 

»Der Ruhm Wiens als Musikstadt schlechthin ist seit langem unumstritten, während der Rang der Donaumetropole als Orgelstadt im Bewusstsein der Orgelwelt ein wenig im Schatten dieser allgemeinmusikalischen Bedeutung steht. Die jüngste Orgeltagung bot wieder einmal Gelegenheit, die reiche Geschichte und Gegenwart von Orgelbau, Orgelkomposition und Orgelspiel in Wien angemessen zu würdigen, und rechtzeitig zu dieser Gelegenheit ist ein Kompendium erschienen, dessen Hauptteil von 77 Monographien bestehender Wiener Orgeln gebildet wird. Jedes Instrument ist mit knappen Angaben zur Baugeschichte von Kirche und Orgel, zu "Spiel- und Windsystem", mit Disposition, Biblio- und Discographie beschrieben. Dazu treten je ein Bild von Prospekt und Spieltisch, oft auch von anderen Details, nicht selten daneben noch historische Abbildungen. Bedeutende Orgeln des 17. (Klosterneuburg und Franziskanerkirche) und 19. Jahrhunderts (Piaristen- und Votivkirche) werden ebenso vorgestellt wie Instrumente verschiedenster Stile und Größenordnungen aus unserem Saeculum. Über manche Beispiele aus jüngster Zeit werden die Auffassungen der Betrachter auseinander gehen, und so bietet der Band auch reichlich Stoff für die im Orgelwesen so beliebten heißen Diskussionen um Geschmacksfragen. Die Angaben sind in wünschenswerter Klarheit und Deutlichkeit mitgeteilt, was keine Selbstverständlichkeit und deshalb ausdrücklich zu loben ist. Wer es nun ganz genau wissen will, der wird natürlich noch das eine oder andere vermissen, so etwa die Namen der Verantwortlichen für Dispositionen und Prospektgestaltungen. Eine "Wiener Orgelgeschichte im Überblick" lässt die übergreifenden historischen Zusammenhänge deutlich werden, wobei auch den Aspekten der organistischen und musikalischen Praxis breiter Raum gegeben ist - ebenfalls im organologischen Schrifttum leider keine Selbstverständlichkeit und deshalb ausdrücklich zu loben. ... Quellen- und Literaturhinweise, Register und Lageskizzen machen das Buch für Wien zu einem gediegenen Nachschlagewerk und Reiseführer, was ja für manche andere wichtige Orgelstadt immer noch schmerzlich vermißt werden muss.

Hermann J. Busch (Ars Organi, 1990/4)

 

 

»In der musikalischen Fachsprache gibt es das merkwürdige Kompositum »Orgellandschaft«. Das Wort bringt sinnig ein Geflecht von Zusammenhängen auf den Begriff: Orgeln tragen immer das kulturelle und historische Gepräge des Orts, an dem sie stehen, wie sie umgekehrt diesen Ort musikalisch und architektonisch bestimmen und Zeugen seiner Geschichte sind. Für die Orgellandschaft Wien gab es bislang eine Fülle kleiner topographischer Untersuchungen und Einzelstudien, verstreut in kirchenmusikalischen Zeitschriften, in Heimatblättern und Broschüren. Was fehlte, war ein Stadtatlas, der das Terrain kartographisch erschließt. Günter Lade, Orgelkundler mit Leib und Seele, hat diese Lücke nun geschlossen. Im Selbstverlag hat der engagierte Musikwissenschaftler ein Buch mit dem Titel »Orgeln in Wien« herausgebracht.

Der reich ausgestattete Band erfüllt die Kriterien eines praktikablen, zuverlässigen Handbuches: Nach einem historischen Überblick bietet er 77 Detailstudien, die die wichtigsten Informationen über die einzelnen Instrumente zusammentragen. Vom Stephansdom bis zur Evangelischen Kirche in Gumpendorf, vom Goldenen Saal des Musikvereins bis zur Schlosskapelle Schönbrunn erfasst Lade alle markanten Plätze der Stadt, an denen die »Königin der Instrumente« vertreten ist und erschließt somit ein wichtiges Stück Wiener Kulturtopographie.«

»ber« (Wiener Journal, April 1991)

 

 

»Günter Lade hat mit dem Band akribische Arbeit geleistet und ist dennoch nicht der Versuchung erlegen, den Leser in einen alle Bäume verstellenden Urwald zu entführen. Klar und übersichtlich gegliedert sind die Einzeldarstellungen, fast jeder Orgel ist ein ganzseitiges Bild gewidmet, mitunter ergänzt durch Detailaufnahmen ... Das Wiener-Orgelbuch ist eine erfreuliche und bereichernde Erweiterung von lokalen Orgel-Anthologien, lesbar für jedermann, der Freude an der Königin der Instrumente hat«

Michael Maier ( Kärntner Kirchenzeitung, 48 Jg./Nr. 4)

 

 

»Dass die Stadt Wien nicht nur erstrangige Baudenkmäler, Sachertorte und Heurigen zu bieten hat, sondern auch als Orgellandschaft eine Reise wert ist, zeigt eindrücklich die Publikation von Günter Lade. Die Orgelgeschichte der Stadt Wien lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Anschaulich zeigt Lade im ersten Kapitel die Entwicklung der Orgelkunst in Wien bis zur Gegenwart. Besonders zu schätzen sind die zahlreichen Hinweise auf die jeweiligen Zeitumstände (Gegenreformation, Kriege, Pest, Aufklärung u.a.m.), welche den Orgelbau oft maßgeblich gefördert bzw. gehemmt haben. In der Zeit, wo der Orgelbau am stärksten landschaftlich geprägt wurde, d.h. etwa vom Barock bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, stand die Wiener Orgel in ihrer Konzeption zwischen den bis viermanualigen Werken des protestantischen Nordens und den einmanualigen Orgeln Italiens. Sie hatte meist zwei Manuale, Hauptwerk und Rückpositiv. Oft wurden Hauptwerk und Pedal auf einer Seite des Westfensters aufgestellt. Ein besonderes Charakteristikum waren die Tonumfänge. Im Manual erstreckte sich die Klaviatur von C bis c', ab etwa 1780 bis d'. Bis anfangs des 19. Jahrhunderts baute man die Bassoktave "kurz", d. h. ohne die Töne C#, D#, F# und G#, bisweilen "gebrochen", wobei die ersten zwei Obertasten unterteilt wurden, so dass die vordere Hälfte die Töne D bzw. E. die hintere Hälfte dagegen die "normalen" Töne F# bzw. G# regierte. Die Pedale hatten in der Regel 18 Tasten und erstreckten sich im 17. Jahrhundert von C bis a'. ebenfalls mit kurzer Bassoktave. Im 18. Jahrhundert, wo das Pedal ausschließlich Bassfunktion hatte, wurde eigenartigerweise die Anzahl der Pedaltöne verringert, nicht jedoch die Anzahl der Tasten. Es entstanden die repetierenden Pedale mit 12 Tönen auf 18 Tasten, nämlich C, F, D, G, E, A, B, H, C, C#, D, D#, E, F, F#, G, G#, A (erste Oktave C-H kurz, dann auf den Tasten c'-a° die Töne C-A chromatisch). Noch 1881 wurde diese Einrichtung der Pedalklaviatur in einem Unterrichtswerk als die "einzig zweckmäßige und richtige" bezeichnet! Mit der gegen Ende des 19. Jahrhunderts wieder zunehmenden Vereinheitlichung des Orgelhaus innerhalb größerer Gebiete erhielt aber auch Wien zunehmend Orgeln mit voll ausgebauten Manualen und Pedalen: anstelle der "Liturgieorgel" entstanden allmählich vielseitigere Instrumente. Die weitere Entwicklung verlief dann ähnlich wie im übrigen deutschsprachigen Raum, mit Kegelladen, Grundstimmen, Pneumatik, Elsässer Orgelreform, Orgelbewegung, Jetztzeit.

An den Überblick der Wiener Orgelgeschichte schließen sich Einzeldarstellungen von 77 ausgewählten Wiener Orgeln. Nach einigen Bemerkungen zum Raum folgt für jedes Instrument eine Beschreibung von Prospekt, Spieltisch, Traktur, Windladen und Windversorgung sowie ein Abriss der Geschichte und die Disposition(en) des Instruments und seiner Vorgänger. Eine Bibliographie und ggf. Discographie vervollständigen die Übersicht. Mit Absicht hält sich Lade an einen sehr sachlichen Stil und überlässt die Wertung des Dargestellten tunlichst der Leserschaft. Besonders wertvoll sind die zahlreichen Abbildungen nicht nur des Prospekts, sondern bei vielen Instrumenten auch weiterer Details wie Spielanlage, Traktur oder Pfeifenwerk. Soweit wie möglich werden auch früher bestehende Orgeln abgebildet, so z. B. die 1945 zerstörten Instrumente im Stephansdom. Dass bei diesen älteren Fotografien die Qualität manchmal etwas weniger hoch ist, stört nicht, hingegen wäre es wohl besser gewesen. die jeweilige Legende gleich neben die entsprechende Abbildung zu setzen. Bedenklich, wenn auch nicht unüblich, ist die Tatsache, dass der Autor in einigen Fällen auch bei noch bestehenden Instrumenten auf ältere Fotos zurückgreifen musste, da ihm mangelndes Entgegenkommen der verantwortlichen Pfarrer und Institutionen eigene Aufnahmen verunmöglichte.

Den erstaunlichen Reichtum Wiens an historischen Orgeln möge folgende Übersicht verdeutlichen: von den 77 dargestellten Instrumenten entstanden 2 vor 1700, 5 wurden zwischen 1701 und 1750 erbaut, 4 in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 6 zwischen 1801 und 1850, 19 in der Epoche von 1851 bis 1920, 4 Instrumente entstanden zwischen 1921 und 1950 und 37 seit 1951 (die Zuteilung einzelner Instrumente zu einer bestimmten Epoche ist natürlich nicht immer eindeutig, weshalb diese Zahlen nur als Näherungen zu verstehen sind). In 57 Gehäusen steht noch das ursprüngliche Instrument. Bemerkenswert vielleicht auch die Tatsache, dass von den 9 erhaltenen Instrumenten des 18. Jahrhunderts nicht weniger als fünf bereits einen freistehenden Spieltisch haben.

Die Einteilung der Einzeldarstellungen ist chronologisch nach der Bauzeit der Gehäuse. Ein alphabetisches Register und das Inhaltsverzeichnis lassen jedes Instrument leicht auffinden, dem Suchen "vor Ort" dienen zwei Stadtpläne mit eingezeichneten Standorten. Literaturverzeichnis und Namensregister runden die Publikation ab, deren Anschaffung allen empfohlen werden kann, die sich einen gründlichen Überblick über die Wiener Orgellandschaft verschaffen wollen.

Hans-Rudolf Binz (Musik und Gottesdienst 1991/4)

 

 

»Dieses Buch muss weder ausführlich beschrieben noch besonders empfohlen werden. Der Prachtband gehört in die Bibliothek eines jeden Orgelfreundes, er ist ein Dokument!«

W. van Spronsen (De Orgelvriend, 1990/12)

 

 

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